Faszination Gold: Die Farbe der Sonne

Treu wie Gold, mit Gold nicht aufzuwiegen, ein Herz aus Gold haben: Wie wertvoll das schimmernde Edelmetall ist und welche Emotionen damit verbunden sind, zeigt sich schon an den Sprichworten, die sich damit beschäftigen. Warum Gold eine solche Wirkung auf uns hat, erklärt Hans Schullin. „Gold hat diese faszinierend warme Ausstrahlung, die der Sonne gleicht“, so der Grazer Juwelier. Außerdem treffen auf das Edelmetall die gleichen Kriterien zu wie auf Edelsteine, deren Wert von drei Faktoren abhänge: „Sie müssen selten sein, dauerhaft und schön.“

Neben aller Wertbeständigkeit ist das Edelmetall aber auch vielseitig und unterstreicht jeden Lifestyle. Je nach Epoche kommt es als Weiß-, Rosé- oder Gelbgold daher; passt glänzend, matt oder rau, fein ziseliert oder spannend gehämmert zu den unterschiedlichsten Schmuckkreationen, Stilen und Steinen. „Ich war gespannt, was auf der ersten Messe nach der Pandemie heuer im September in Vicenza zu sehen sein würde“, berichtet Schullin. „Ob es nach dem Rosé, das in Österreich in den vergangenen Jahren besonders beliebt war, wieder zu Gelbgold geht.“ Vorgefunden hat der Juwelier eine Parallelität und hat die beiden Töne für seine aktuelle „Sunrise“-Kollektion mit den Pantonefarben des Jahres, Grau und Gelb, kombiniert. 

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Fair und handgemacht

Neben der Optik spielt im dritten Jahrtausend auch die Nachhaltigkeit eine große Rolle. Weshalb faires Gold und Recycling zentrale Themen sind, wie Alexander Skrein von der gleichnamigen Schmuckwerkstatt unterstreicht. „Es ist endlos genug Gold da“, betont er, und wenn es wirklich fair und nachhaltig sein soll, dann müsse überhaupt nicht mehr gefördert werden. „Denn jede Mine versaut die Umwelt für Hunderte Jahre, und das kann man heute nicht mehr akzeptieren, wenn man Verantwortungsbewusstsein hat“, findet er deutliche Worte. Außerdem sei Handarbeit wieder extrem gefragt, viele Kunden lehnen Computerdesigns ab. „Diese Formen tun nur so, als seien sie frei; bei uns und in vielen anderen kleinen Werkstätten sind sie es tatsächlich“, so der „Understatement-Juwelier“, wie er sich selbst nennt. Eine Freiheit, deren Wert sich die Kunden heute auch gern leisten. „Bei unserem Sculpture-Ring wissen wir selbst nicht, wie er aussieht, wenn wir anfangen, daran zu arbeiten“, so der Goldschmied. „Aber er ist unser absolut beliebtestes Schmuckstück, obwohl er wirklich hochpreisig ist und in der einfachen Version bei 4500 Euro beginnt.“

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Ohne Strom und Update

Auch Robert Punkenhofer, Eigentümer und Geschäftsführer von Carl Suchy & Söhne, stellt eine wachsende Sehnsucht nach handgemachten Dingen mit Wert für die Ewigkeit fest. „Je digitaler die Welt wird, desto mehr sehnt man sich nach analogen Dingen, die kein Update und keinen Strom brauchen“, bringt er es auf den Punkt. Eine Entwicklung, der er mit einem besonderen Produkt Rechnung getragen hat, das zunächst alle für verrückt gehalten haben. „Ich habe nach über 100 Jahren wieder eine Tischuhr herausgebracht“, berichtet der Kunst- und Designexperte. In einer limitierten Auflage von zehn Stück, deren erste Exemplare sofort nach Japan und in die Schweiz verkauft wurden. Was zeigt, wie sehr er mit diesen Kunstwerken aus Gold, Silber und Glas den Zeitgeist getroffen hat. „Da spielt es uns natürlich in die Hände, dass die Menschen jetzt wieder mehr daheim waren und sich auch dort mit schönen Dingen umgeben möchten“, weiß Robert Punkenhofer. 

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Wert für die Jahrtausende 

Zudem ist Gold nicht nur schön, sondern gehört zu den stabilsten Anlagen überhaupt, weshalb etwa Goldmünzen bis heute zu den besonderen Investitionsformen zählen. Wie beständig der Wert des Goldes ist, verdeutlicht Andrea Lange, Marketing- und Sales-Direktorin bei der Münze Austria, an einem interessanten Beispiel: „Um Christi Geburt kostete eine gute Toga – die ja so etwas wie der Business-Anzug dieser Zeit war – eine Unze Gold. Und wenn ich mir heute beim Knize einen guten Wollstoff aussuche, komme ich auf einen ähnlichen Betrag.“ Eine Stabilität, die etwa auch Großeltern für ihre Enkel schätzen, für die oft ein Goldsparplan angelegt wird, bei dem jedes Jahr eine andere Münze in eine Holzschatulle gelegt wird, um dem Kind einen guten Start ins Erwachsenenleben zu ermöglichen. „Schließlich sagt man ja auch, einem Kind Gold in die Wiege zu legen bringt Glück‘“, kennt Lang noch ein weiteres Sprichwort, das die emotionale wie ökonomische Bedeutung des glänzenden Metalls betont.