SERIE: „HINTER DEN KULISSEN“ – RETTL

Kurze Wege, vertrauenswürdige Zulieferer & regionale Partner

Textilien mit rein österreichischer Wertschöpfung zu fertigen, ist schwierig. „Abgesehen von fehlenden Spezialwollqualitäten wächst in Österreich keine Baumwolle, und auch Seide wird bei uns nicht produziert“, stellt Thomas Rettl, Inhaber des Villacher Bekleidungsunternehmens Rettl 1868 Kilts & Fashion, fest. Und schlussfolgert: „Wir können also nie hundertprozentig österreichische Waren anbieten.“

Die Stoffe kommen aus Schottland, Italien, Portugal und Deutschland. Spinnereien, spezialisierte Färbereien und Ausrüster seien hierzulande außerdem rar. Webereien gebe es zwar ebenfalls nur noch wenige, aber jene, die noch arbeiten, seien flexibel, verlässlich und offen für Neues. „Mit ihnen arbeiten wir gerne zusammen“, so Rettl. Sinnvoll findet er ein Label „Made in Austria“ durchaus – „mit festen Vorgaben, wie hoch der Anteil von Rohstoffen und Wertschöpfung aus Österreich ist, am besten grafisch dargestellt und so vom Verbraucher leicht nachzuvollziehen“. Ideal fände er einen Interessenverband, in dem sich Manufakturen zusammenschließen, die den größten Teil ihrer Wertschöpfung in Österreich erzielen und das auch nachweisen. Für Rettl geht es im Familienbetrieb um mehr als wirtschaftliches Wachstum und Rendite. Er könne einige Artikel ohne Qualitätsverlust sicherlich günstiger in der Türkei oder in Asien produzieren lassen, verzichte aber bewusst darauf. „Kurze Wege und faire Produktionsbedingungen sind unserer Familie aus Umweltschutz- und ethischen Gründen sehr wichtig“, erklärt er. Was er in Österreich nicht bekommen könne, beziehe er aus der Umgebung.

So unterhält er seit zwanzig Jahren Geschäftsbeziehungen mit mehreren familiengeführten, spezialisierten Manufakturen in Slowenien, Ungarn und Italien, die meist nicht mehr als 50 bis 100 Kilometer Luftlinie entfernt sind. Gewachsene Kooperationen in der Region schaffen eben Vertrauen. „Schließlich kaufe ich privat auch auf dem Markt beim Bauern ein, den ich kenne und dem ich vertraue.“ Die Zusammenarbeit mit kleinen regionalen Partnern sorge im Übrigen nicht nur für Transparenz, sondern erlaube flexible und individuelle Fertigung – was anspruchsvollen Kunden besonders wichtig sei.